Adendorf Kasseler Langofen (1)

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Rundgang Sehenswertes - Bauwerke/Denkmäler

Noch vor wenigen Jahrzehnten  zogen durch den Töpferort Adendorf weithin sichtbar Rauchschwaden, wenn die großen Kasseler Langöfen ihre Arbeit versahen.

Längst sind die Töpfer auf moderne Brennmethoden umgestiegen. Doch zur Erinnerung  haben sie einen Langofen auf dem Dorfplatz an der Töpferstraße gegenüber der Kirche neu errichtet, um einige Male im Jahr die historische Technik vorzuführen. Die beherrschen die Adendorfer Töpfer perfekt, da sie auf eine 300jährige Tradition ihres uralten Handwerks vor Ort zurückblicken können. Anfang des 18. Jahrhunderts hatte Ferdinand Graf von der Leyen, Herr von Burg Adendorf, die Töpfer aus dem Westerwald in dem rheinischen Dorf angesiedelt.

Hier gab es guten Ton in geringer Tiefe, Holz im nahen Kottenforst zum Befeuern der Öfen sowie verkehrsgünstig gelegene Absatzmärkte. Bis heute wird übrigens am Ortsausgang von Adendorf in Richtung Meckenheim Ton in der Grube „Erhard“ abgebaut. Ein weiterer Standortvorteil war schließlich der vom Burgherrn von der Leyen zugesagte sichere und kostengünstige Salzbezug. In Adendorf wurde nämlich salzglasiertes Steinzeug hergestellt, für dessen Produktion der teure Rohstoff Salz in großen Mengen benötigt wurde. In diesen  Tongefäßen mit ihrer glänzenden Glasur wurden vor allem Lebensmittel dauerhaft aufbewahrt.

Die Umsiedlung der Westerwälder nach Adendorf wurde schnell zur wirtschaftlichen Erfolgsstory in der Region. Zwischen 1800 und 1910 lebten 40 bis 50 so genannte „Kannenbäcker“ von ihrer Handwerkskunst. Doch moderne Vorratstechnik ließ die Nachfrage nach dem Steinzeug zurückgehen. Heute existieren nur noch wenige Betriebe, die kunstvoll auf der Töpferscheibe Teller und Krüge drehen. Typisch für die Adendorfer Töpferwaren ist immer noch die blau-graue Salzglasur. Allerdings hat sich die Farb- und Formenpalette in den letzten Jahrzehnten sehr erweitert und zeitgemäß verändert. Ein Betrieb hat sich komplett auf die industrielle Fertigung von Blumentöpfen spezialisiert.

Doch auch das traditionelle Steinzeug in Blau-Grau findet weiter seine Liebhaber. Mit Erfolg verkaufen die verbliebenen Töpfer heutzutage ihre Waren. Immer am zweiten Wochenende im Oktober nutzen sie die weit in der Region bekannten „Adendorfer Töpfertage“, um ihre Produkte vorzustellen. In dem ungefähr 30 Kubikmeter großen Kasseler Langofen wird dann die alte, mehrere Tage erfordernde Brenntechnik demonstriert. Dazu sammelt sich Jung und Alt am Dorfplatz, und Adendorf steht für kurze Zeit wieder „in Flammen“.

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