Raiffeisenhaus - Keramikindustrie schafft Arbeitsplätze (4)

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Rundgang Sehenswertes - Bauwerke/Denkmäler

Im RaiffeisenHaus sind zwei Keramikreliefs der Firma Ruscha angebracht. Eines zeigt einen historisierenden Stadtgrundriss, das andere am linken Fenster zur Hauptstraße hin eine Collage von Rheinbacher Motiven und Zunftwappen.

Die Stadt Rheinbach ist seit rund 150 Jahren Standort industrieller Keramikproduktion. Die Nähe zum Töpferort Adendorf – hier wurden 1743 Kannenbäcker aus dem Westerwald angesiedelt – war sicher entscheidend dafür, dass sich in Rheinbach Investoren darüber Gedanken machten, wie man in dieser fast ausschließlich landwirtschaftlich geprägten Kleinstadt eine rentable Keramikproduktion entwickeln könne. Zuvor hatte sich bereits im heutigen Rheinbacher Ortsteil Wormersdorf durch die Ansiedlung mehrerer Töpferfamilien aus dem benachbarten Adendorf das Töpferhandwerk etabliert.

(Rheinbacher Keramik der 1950er Jahre, v. l. Es-Keramik, Marei und 2 x Ruscha) 

In der Stadt Rheinbach ging man im 19. Jahrhundert bewusst einen anderen Weg als in Adendorf und Wormersdorf. Östlich der Stadt auf dem Gelände des heutigen Aldi-Marktes gründeten der Rheinbacher Kaufmann Edmund Thomas und der damalige Bürgermeister Ignaz Neß im Jahre 1860 eine industriell ausgerichtete Keramikfabrik, die ohne Meister auskommen sollte. Vielmehr wurden hier ausschließlich Gesellen eingestellt. Während diese Firma nach einigen Jahren aufgegeben wurde, entstanden westlich und östlich der Stadt neue Tonwarenfabriken. Namen wie Ohrem, Kuchem, Stahl, Klein & Schardt oder Fuss & Emons sind vielen Rheinbachern noch heute ein Begriff. Wichtige Voraussetzung für das Aufblühen der Keramikindustrie war sicherlich der Anschluss Rheinbachs an das Eisenbahnnetz im Jahre 1880. Jetzt wurde der regionale und überregionale Vertrieb deutlich preiswerter, zuverlässiger und schneller. Die Tonwarenfabriken waren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bedeutende Arbeitgeber in der ansonsten von Beamten und Landwirten dominierten Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg boomten die Rheinbacher Keramikfabriken Ruscha, ES-Keramik und Marei.

(Ruscha-Turm in den 1950er Jahren)

Denn der Bedarf nach attraktiven und günstigen Keramikartikeln war auf einmal groß, hatten doch viele Menschen ihr Hab und Gut im Krieg verloren. Mitte der 1960er Jahre waren in der Rheinbacher Keramikindustrie über 260 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. In der Folgezeit schwand bei den Verbrauchern langsam aber stetig das Interesse an Zierkeramik.

(Rheinbacher Keramik der 1950er Jahre, v. l. Es-Keramik, Marei und Ruscha) 

ES-Keramik schloss 1974 endgültig die Werkstore. Ruscha schaffte es aber noch einige Zeit, durch aufwändige Dekore und die typischen Wandplatten auf dem Markt für hochwertige Industriekeramik mitzuspielen. Doch 1996 musste auch diese Firma aufgeben. Heute existieren noch zwei Keramikbetriebe, die sich auf unterschiedliche Produkte spezialisiert haben. Otto Gerharz fand mit seiner Otto-Keramik eine Nische in der eher künstlerisch-handwerklichen Keramik. Die Firma Marei baute die automatisierte Übertopfproduktion immer weiter aus.

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