Jüdischer Friedhof - Jüdisches Leben vom Mittelalter bis zum Holocaust (2)

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Rundgang Sehenswertes - Bauwerke/Denkmäler

Für die mittelalterliche Stadt Rheinbach wird erstmals im Jahre 1345 ein Jude genannt. Rund 50 Jahre nach der Ersterwähnung des Ortes als Stadt findet sich dieser Beleg in einer von Erzbischof Walram von Köln ausgestellten Bestallungsurkunde für Johann von Virneburg, Probst von Xanten, zum Amtmann von Rheinbach. Aus der Urkunde geht hervor, dass der Jude Joseph einzig als Geldverleiher oder -beschaffer geduldet wurde. Für die Folgezeit sind bis zum Ende der kurkölnischen Zeit Juden in Rheinbach nachgewiesen. Das Zusammenleben mit den christlichen Bürgern der Stadt war zumeist von Toleranz geprägt, eine Integration fand aber nicht statt. Die Juden durften nur bestimmte Berufe ausüben (Geldverleiher, Kaufmann, Metzger) und wurden besonders besteuert.

(Grabstein Sibilla Weber, geb. Schmitz)

1757 zählte Rheinbach drei jüdische Familien. Bis 1764 stieg die Zahl auf sechs, 1777 wohnten zehn Familien in der Stadt. Diese letzte Anzahl war dem Rat und den Schöffen zu hoch und man beschwerte sich darüber bei den Landständen: „Solche Zahl sei zum Nachteil christlicher Kaufleute.“

(Sophia Geisel und ihr Sohn Gustav Anfang der 1930er Jahre in Rheinbach. Sie flohen vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in die USA)

Aber auch in den heute zu Rheinbach gehörenden Ortschaften lebten Juden. Für Flerzheim, Ober- und Niederdrees, Merzbach und auch Wormersdorf/Ipplendorf sind Belege dafür vorhanden.

In der Zeit, als Rheinbach sich unter französischer Herrschaft (1794 bis 1814) befand, wurden die jüdischen Bürger den christlichen Staatsbürgern weitestgehend gleichgestellt, wenn auch, ebenso wie in den ersten Jahrzehnten folgenden preußischen Ära der Stadt, Rückschläge in diesem Prozess hingenommen werden mussten. Ihre höchste Mitgliederzahl hatte die jüdische Gemeinde um das Jahr 1900 mit rund 91 Personen.

(Die Rheinbacher Synagoge nach der Reichskristallnacht 1938)

Seit den 1870er Jahren befand sich in der heutigen Schweigelstraße eine Synagoge, die in der sogenannt "Reichskristallnacht" 1938 angezündet und danach abgerissen wurde. In der NS-Zeit entrechtete und vertrieb man auch die Rheinbacher Bürger jüdischen Glaubens. Die letzten verbliebenen 36 Juden, die ihren letzten freiwillig gewählten Wohnsitz in Rheinbach hatten, wurden deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.

(Tafel zum Gedenken an die Familie Schweitzer der Installation "Erinnern für die Zukunft" im Rheinbacher Rathaus)

Vor 1825 legte man den  jüdischen Friedhof in der Nähe des später errichteten Bahnhofs an. In der NS-Zeit wurde der Friedhof mehrmals geschändet. Nachdem er kurz darauf in Staatshand gelangt war, verkaufte man die Grabsteine, die brauchbar waren, an einen Steinmetz. 1942 pachtete eine Autoreparaturwerkstatt den Friedhof, um hier zu reparierende Wehrmachtsautos zu parken.

Nach dem Krieg wurde das Gelände an die jüdische Gemeinschaft zurückgegeben und die wenigen Steine, die noch aufzutreiben waren, wieder aufgestellt. Der Rheinbacher Friedhof war der am stärksten in der NS-Zeit zerstörte jüdische Begräbnisplatz im gesamten heutigen Rhein-Sieg-Kreis.

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