Bürgerhaus - Die französische Herrschaft (7)

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Rundgang Sehenswertes - Bauwerke/Denkmäler

Hier, zwischen dem Jugendheim Live St. Martin und Kreissparkasse, befand sich in der Vergangenheit das Bürgerhaus, in dem sich regelmäßig der Stadtrat traf und von wo aus die Bürgermeister lange Zeit die Geschicke der Stadt lenkten.

(Zeichnung der Hauptstraße von F. J. Feuser, am linken Bildrand das Bürgerhaus)

1593 wird das Bürgerhaus erstmals genannt. Seit 1794 war die kurkölnische Stadt Rheinbach von französischen Revolutionstruppen besetzt. Die Franzosen brachten die Forderungen nach "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" damit auch ins Rheinland. Unter Teilen der Bevölkerung fanden diese Ideen großen Beifall, so dass diese eine Abspaltung der Rheinlande vom Deutschen Reich und die Errichtung einer Cisrhenanischen Republik forderten. Auch in Rheinbach gab es eine Gruppe unter Führung des ehemaligen Mönchs Johann Baptist Geich, die diesen separatistischen Gedanken anhingen. Am 7. September 1797 richteten die Aufständischen zwischen Kirche und Bürgerhaus einen Freiheitsbaum auf und riefen die Republik "Freies Land Rheinbach" aus.

(Flugblatt der Cisrhenanischen Republik Freies Land Rheinbach, 1797)

Drei Wochen später fällte eine Gruppe von Bürgern, die diesen Separatismus ablehnten, heimlich den Freiheitsbaum. Doch unerschrocken pflanzten die Revolutionäre einen neuen an der Ecke Haupt-/Weiherstraße. Kurze Zeit später aber setzte sich bei der französischen Regierung die Ansicht durch, das linksrheinische Rheinland in die Französische Republik zu integrieren. So wurden die Rheinbacher, offiziell ab 1801, französische Staatsbürger. Erstmalig wurden alle Bürger, auch die jüdischen, frei und vor dem Gesetz gleich, die lokalen Orts- und Hofgerichte wurden genauso wie die Feudalabgaben abgeschafft. Man trennte Staat und Kirche nach französischem Vorbild, was in Rheinbach die symbolische Inthronisierung einer "Göttin der Vernunft" auf dem Altar der Rheinbacher Pfarrkirche zur Folge hatte. Güter von Klöstern und dem Erzstift wurden säkularisiert, d. h. enteignet und an Bürger verkauft. Dazu gehörten in Rheinbach u.a. die Waldkapelle, die Rheinbacher Burg und der Himmeroder Hof. 1814 zogen die Franzosen ab und nach dem Wiener Kongress wurde der preußische König neuer Landesherr. Schnell zierte das Rheinbacher Bürgerhaus der preußische Adler und neben der Bürgermeisterei fanden auch das Landratsamt und Gericht hier eine Heimstatt. Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zogen aufgrund zunehmenden Platzmangels diese Institutionen nach und nach aus dem Gebäude aus. Schließlich wurde das Bürgerhaus 1902 abgerissen.

(Die Pumpe, die heute auf dem Platz am Bürgerhaus steht, wurde 1813 von Rheinbacher Bürgern gestiftet)

Aus der Franzosenzeit stammt auch noch die hier zu sehende Pumpe. Sie stand ursprünglich direkt an der Hauptstraße und wurde 1813 von den Rheinbacher Bürgern Theneé, Liebertz und Krahe gestiftet.

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